Psychologische Fallen für Anleger und wie Sie sich davor schützen

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Psychologische Fallen für Anleger und wie Sie sich davor schützen

Der Erfolg an den Finanzmärkten wird nicht nur durch Marktentwicklungen bestimmt, sondern maßgeblich durch unsere eigenen Entscheidungen. Die sogenannte „Behaviour Gap“ (Verhaltenslücke) – die Kluft zwischen der Marktrendite und der tatsächlich erzielten Anlegerrendite – entsteht durch psychologische Verhaltensmuster, die uns oft unbewusst in Fallen tappen lassen.

Wer die potenziellen Fallen kennt, kann sich besser schützen.

1. Gegenwartsverzerrung

Wenn die Vergangenheit unsere Zukunftsentscheidungen diktiert: Stellen Sie sich einmal folgende Frage – Würden Sie lieber eine Aktie kaufen, die im letzten Jahr 25 % verloren oder 25 % gewonnen hat? Wenn Sie zur zweiten Option tendieren, geht es Ihnen wie vielen anderen Anlegern. Doch genau darin zeigt sich ein typisches Verhaltensmuster an der Börse: die sogenannte Gegenwartsverzerrung.

Menschen neigen dazu, vergangene Erfahrungen in die Zukunft fortzuschreiben. Anleger schreiben dadurch unbewusst vergangene Kursentwicklungen in die Zukunft fort. Rational wissen wir natürlich, dass vergangene Renditen einzelner Aktien überhaupt nichts mit deren zukünftiger Entwicklung zu tun haben.

Diese psychologische Stolperfalle führt oft zu Fehlentscheidungen. Anleger steigen ein, wenn die Kurse bereits hoch sind – kurz bevor sie fallen. Und sie verkaufen, wenn die Stimmung am Boden ist – kurz bevor sich die Märkte erholen.

Die Gegenwartsverzerrung sorgt dafür, dass kurzfristige Trends zu stark gewichtet werden, während langfristige wirtschaftliche Grundlagen aus dem Blick geraten. Ein psychologischer Stolperstein, der vielen erfolgreichen Anlageentscheidungen im Weg steht.

2. Verlustaversion

Wenn Anleger aus Angst vor Rückschlägen Chancen verpassen: Die Verlustaversion zählt zu den mächtigsten psychologischen Fallstricken bei Investitionsentscheidungen. Dieses Phänomen besagt, dass Kursrückschläge bei Investments etwa doppelt so intensiv auf unser emotionales Empfinden wirken wie Gewinne gleicher Höhe. Der Schmerz über einen Kursverlust überwiegt die Freude über einen ebenso hohen Gewinn bei weitem!

Viele Investoren reagieren daher überempfindlich auf erste Anzeichen von Marktrückgängen und verkaufen ihre Positionen vorschnell. Das fatale daran: Sie steigen nicht nur in Verlustphasen aus, sondern verpassen häufig auch die darauffolgende Markterholung und damit verbundene Gewinnchancen.

Die Verlustaversion verleitet Anleger dazu, kurzfristigen emotionalen Komfort über langfristigen finanziellen Erfolg zu stellen – eine Denkweise, die der erfolgreichen Vermögensbildung an den Kapitalmärkten fundamental entgegensteht.

3. Übermäßige Handelsaktivität und Market-Timing

Die Illusion, den „richtigen“ Ein- und Ausstiegszeitpunkt bestimmen zu können, führt zu übermäßiger Handelsaktivität. Studien zeigen jedoch, dass aktive Trader im Durchschnitt schlechter abschneiden als langfristig orientierte Anleger. Fehlentscheidungen sind meist vorprogrammiert.

4. Home Bias

Home Bias ist die „Bevorzugung des Bekannten“: Deutsche Anleger investieren überproportional in deutsche Aktien, obwohl der deutsche Markt nur einen Bruchteil des globalen Aktienmarktes ausmacht (ca. 2%). Das lässt sich in anderen Ländern gleichermaßen beobachten. Diese emotionale Bindung an heimische Werte führt zu einer mangelnden Diversifikation und erhöht das Portfolio-Risiko.

5. Overconfidence Bias

Die Überschätzung eigener Fähigkeiten ist einer der größten Gegner des Anlageerfolgs: Anleger neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Sie glauben, den Markt schlagen oder zukünftige Entwicklungen vorhersagen zu können. Ein Beispiel: Privatanleger, die nach einigen erfolgreichen Trades ihr Risiko erhöhen und anschließend überdurchschnittliche Verluste erleiden. Der sogenannte Dunning-Kruger-Effekt geht noch weiter und beweist durch Studien die Kompetenzillusion: Unerfahrene Anleger überschätzen ihre Fähigkeiten besonders stark, während Erfahrene eher ihre Grenzen kennen.

6. Weitere psychologische Faktoren

Confirmation Bias: Menschen nehmen bevorzugt Informationen wahr, die ihre bestehende Meinung bestätigen. Ein Anleger, der von einer Aktie überzeugt ist, ignoriert negative Nachrichten und konzentriert sich auf positive Entwicklungen – selbst wenn die Fundamentaldaten sich verschlechtern.

Außerdem schreiben viele Anleger Erfolge ihrer eigenen Fähigkeit zu, während Misserfolge äußeren Umständen zugeschrieben werden. Ein Beispiel: „Meine NVIDIA-Aktie ist gestiegen, weil ich den Markt richtig eingeschätzt habe; meine Wirecard-Aktie ist gefallen, weil der Vorstand betrogen hat.“

Fear of Missing Out (FOMO) und Herdentrieb: Menschen neigen dazu, das Verhalten anderer zu kopieren. Dies führt zu prozyklischem Investieren in Trends: Wenn alle in Kryptowährungen oder KI-Aktien investieren, steigt der Druck mitzumachen, oft zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt im überhitzten Markt kurz vor dem Rückgang.

Vor allem lassen sich Anleger viel zu häufig vom Medien- & Börsenlärm verleiten, kurzfristige Entscheidungen zu treffen.

Jeder dieser psychologischen Faktoren trägt dazu bei, dass Anleger hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und die „Behaviour Gap“ (Verhaltenslücke) sich vergrößert. Ein bewusster Umgang mit diesen Verhaltensmustern ist entscheidend für langfristigen Anlageerfolg.

7. So schützen Sie sich

Um die psychologischen Fallen zu umgehen, empfehlen sich folgende Ansätze:

1. Entwicklung eines strukturierten Portfolios

2. Fokussierung auf regelbasierte Anlagestrategien

3. Regelmäßige Überprüfung der Asset-Allokation statt einzelner Positionen

Die Erkenntnis über unsere eigenen psychologischen Neigungen ist der erste Schritt zur Überwindung der „Behaviour Gap“. Disziplin und ein systematischer Ansatz helfen, seine Entscheidungen nicht auf emotionaler Basis zu treffen. 

Ein professioneller Berater an Ihrer Seite unterstützt Sie, nicht nur die oben genannten Ansätze zu verfolgen, sondern auch die psychologischen Anlegerfehler zu vermeiden und dadurch bessere Ergebnisse zu erzielen.

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